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Das Estrel in Berlin besitzt vier Sterne, denen es seit der Übernahme durch die Leonardo-Gruppe nicht mehr wirklich gerecht wird. Es liegt zwar sehr zentral in der Nähe des Kurfürstendamms und das Personal an der Rezeption ist in 95% der Fälle auch sehr nett, aber das war es dann auch im wesentlichen mit den Pluspunkten.
Es kann durchaus passieren, dass man auf einer Etage landet, die gerade renoviert wird, dementsprechend hat man auf dem Gang und teilweise auch in den kleinen Zimmern mit permanentem Geruch nach frischer Farbe und Lösungsmitteln zu kämpfen. Hat man es dann in sein Kämmerlein geschafft, ist es ratsam, die komplette Einrichtung inklusive Bad, genauestens zu inspizieren. Andernfalls muss man damit rechnen, entweder die Tür der Minibar in der Hand zu haben oder man wird vom Klositz in Richtung Badewanne katapultiert. Hat man das überlebt, sollte man sich darauf vorbereiten, dass einem der Spülknopf um die Ohren fliegt.
Hat man das Badezimmer unverletzt verlassen (Gratulation!) und möchte auspacken, ist zu erneuter Vorsicht geraten, weiß man doch nicht, ob die Hausdame auch in diesem Fall ihrer Kontrollpflicht nicht nachgekommen ist. Ziehen Sie nicht zu sehr an den Schubladen der Nachtschränke, das Vorderteil könnte mit Ihrer Hand verschmelzen.
Hat man es dann endlich geschafft, tut das Hotel etwas für Ihre Intelligenz und einen Abschluß vom MIT. Ohne selbigen werden Sie Probleme haben, das wunderbare Sommerloch im Fernsehen genießen zu können.
Noch etwas: Beschränken Sie sich auf kleines und mittleres Gepäck. Große Koffer bekommen Sie nicht in die Ablage und müssen ihn im Zimmer abstellen. Achtung: Sturzgefahr!
Jetzt zum Frühstück: Wenn Sie Wiederholungen lieben, gehen Sie frühstücken. Sie haben immer dieselbe Wurst, denselben Käse und diesen en bloc, da die Scheiben miteinander verschmolzen sind. Wenn Sie Teetrinker sind, genießen Sie die eine Tasse! Die einst vorhandenen Tischmülleimer gibt es nicht. Somit holen Sie alles aus dem Teebeutel heraus, was drinnen ist, es sei denn, Sie packen ihn auf Ihren Teller zu der schon drei Tage vorher gegessenen Wurst. Kommen Sie ja nicht auf die Idee, es gäbe dort Teekannen, die wurden aus unerfindlichen Gründen wegrationalisiert.
Der echte Berlinbesucher trinkt aus dem Pott, egal was, egal wie, egal ob\'s schmeckt. Das natürlich zu weiter steigenden Preisen.
Traurig, denn das war mal alles anders.